D.T. Suzuki Koan
Der Sprung ins GrenzenloseIm zweiten Band dieser Serie von Essays (Zazen, O. W. Barth Verlag, 1988, S. 147) habe ich dem Leser versprochen, mich ausführlich zum Thema «Kōan»* zu äußern. Die Entwicklung des Kōan-Systems im Zen-Buddhismus stellt einen einzigartigen Beitrag des Zen zur Geschichte des religiösen Bewußtseins dar. Wir könnten sagen: Ist die Bedeutung des Kōan erfaßt, so ist bereits mehr als die Hälfte des Zen erfaßt.
Die Zen-Meister könnten dagegen sagen, das ganze Universum sei selbst ein großes, lebendiges Kōan, das von uns gelöst sein will, und wenn der Schlüssel zu diesem großen Kōan gefunden sei, lösten sich all die kleineren von selbst; es gehe bei der Zen-Schulung also nicht vornehmlich um die Kōan-Methode der alten Meister, sondern um Erkenntnis des Universums selbst. Andererseits ist ja das universale Kōan in jedem einzelnen der «siebzehnhundert Kōan» in nuce enthalten, und wenn diese gründlich erarbeitet werden, wird auch das große Kōan seine Geheimnisse preisgegeben.